Staatsminister a. D.
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Aktuelles

14.12.2020

„München-Lindau unter Strom“

Staatsminister a.D. Josef Miller schreibt Buch über Elektrifizierung der Bahnstrecke

Memmingen. „München-Lindau unter Strom“. So lautet der Titel eines Buches, das der ehemalige Bayerische Landwirtschaftsminister (1998 – 2008), der Memminger Josef Miller, über die Elektrifizierung der Bahnstrecke geschrieben hat. Der Untertitel lautet „Langes Ringen um Mobilität und Klimaschutz“.   

Berichterstattung (eine Auswahl):

Augsburger Allgemeine

Schwäbische Zeitung

Stadtnachrichten Leutkirch

Wochenblatt Lindau
 
Josef Miller zum Inhalt des Buches: „Mehr als 30 Jahre zurück gingen die ersten Initiativen. Lange hat es gedauert und immer wieder stand das Vorhaben vor dem Aus. Auch die Jungfernfahrt des neuen schweizerischen Hochgeschwindigkeitszuges hatte noch Schwierigkeiten, den Weg von Zürich nach München zu finden und strandete auf einem Nebengleis ohne Stromleitung. Dies konnte aber die Freude nicht trüben, denn die Elektrifizierung ist nach dem Bau der Eisenbahnstrecke am Ende des 18. Jahrhunderts eine neue Epoche des Eisenbahnverkehrs im Allgäu. Sie geht in die Geschichte ein, denn damit ist das Tor für das Elektrozeitalter der Bahn im Allgäu aufgestoßen. Weitere Elektrifizierungen müssen folgen, damit die Diesellöcher immer kleiner werden und ganz verschwinden.

Vor 35 Jahren kamen Verkehrsminister aus Italien und der Schweiz, sowie aus Bayern und Baden-Württemberg zu dem Ergebnis, die der italienische Verkehrsminister Giorgio Santos wie folgt ausdrückte: 'Wir haben gemeinsam erkannt, dass das Eisenbahnsystem unzureichend ist und dass aus Gründen der - kurz gesagt Ökologie – das Wachsen auf der Straße nicht mehr möglich ist.' Eine solche Erklärung und Festlegung auf ein Verkehrsmittel war für diesem Zeitpunkt in Europa einmalig.

Von der Schweiz wurde der erste Gotthard-Tunnel auf Aktienbasis finanziert, an dem sich das Deutsche Reich mit 30 Mio. Schweizer Franken und Italien mit 55 Mio. Schweizer Franken beteiligte. Nach der Gründung der Schweizerischen Bundesbahn im Jahre 1902 wollten die Schweizer den Tunnel zurückkaufen, doch dies konnte erst nach zähen Verhandlungen mit Berlin und Rom 1913 in einem Gotthard-Vertrag geregelt werden. Doch das erzielte Ergebnis in der Schweiz war so umstritten, dass es erst 1921 in einem Referendum ratifiziert wurde. Seitdem hat die Schweiz bei Großprojekten das Heft nicht mehr aus der Hand gegeben und ihrerseits den Nachbarländern eine finanzielle Unterstützung angeboten, um Einfluss auf Planung und Umsetzung nehmen zu können.

Sie bot der Bundesrepublik eine Vorfinanzierung von 75 Mio. Franken bzw. 50 Mio. Euro, an die Bedingung geknüpft, dass mit dem Bau der Strecke spätestens Ende 2010 begonnen wird und die Bauphase bis spätestens 2015 abgeschlossen ist. Zudem gab die Schweiz vor, dass die Strecke über Memmingen, der kürzesten Bahnstrecke von Lindau nach München, gebaut wird. Das war ein Geschenk des Himmels und damit entstand nicht nur ein zeitlicher Druck, auch die Trassenfrage wurde ganz in unserem Sinne entschieden. Das Bundesverkehrsministerium hat dieses Angebot abgelehnt.

In einem langen Gespräch konnte ich als Sprecher der schwäbischen CSU-Abgeordneten mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber eine Beteiligung Bayerns an der Finanzierung abringen. Es war die einzige Strecke neben der U-Bahn-Förderung, bei der sich der Freistaat Bayern beteiligt hat. Minister Dr. Otto Wiesheu hat sich daran gehalten, aber die Höhe der Förderung den Verhandlungen überlassen.

Es war ein reiner Glücksfall, dass ein Mitarbeiter von mir den Hinweis erhalten hat, dass durch die vorzeitige Rückzahlung der Vorfinanzierung des Bahnhofes in Neu-Ulm 55 Mio. Euro frei wurden und für diese Strecke zur Elektrifizierung angefordert werden könnten. Das habe ich gemacht und auch erreicht.

Ganz am Schluss, als alles gelöst schien, einschließlich der Finanzierungszusage der Kostensteigerungen durch Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer drohte eine neue Gefahr. Der Auslöser war die gestiegenen Kosten. Der neue Konzernchef der Bahn AG beauftragte, eine Liste von Bauvorhaben zusammenzustellen, die wenig rentabel sind und deren Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt sich als nicht notwendig erweist. Sie sollten einer erneuten Überprüfung unterworfen werden und anschließend ein Gremiumsbeschluss eingefordert werden. Dies konnte mit vereinten Kräften abgewehrt werden.

Ich bin überzeugt, dass die Bahn Zukunft hat. Durch höhere Geschwindigkeiten und einem engen Taktplan wird sie auf vielen Strecken nicht nur ein Konkurrent für die Straße, sondern dieser überlegen sein. Mit Laptop oder Tablett ist die Fahrt zum Arbeitsplatz mit dem Zug keine vertane Zeit, sondern heute Arbeitszeit. Hinzu kommt, dass die ÖPNV-Konzepte in den Kommunen als Zubringer zum Bahnhof immer besser werden. Ältere Menschen tun sich bei barrierefreien Zustiegen immer leichter, die Jüngeren in den Großstädten haben oft gar kein Auto mehr. Die Wirtschaft ist immer umweltbewusster, auch bei Geschäftsreisen. Das wichtigste Argument ist, dass der Anstieg der Mobilität mit dem Anstieg der Umweltbelastungen und des Klimawandels verbunden ist. Die Bahn ist, wenn „grüner Strom“ verwendet wird, ein beispielhafter Beitrag, die zunehmende Mobilität und der damit ansteigenden Klimabeeinträchtigung zu entkoppeln.

24 von 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben in einem gemeinsamen Brief an die aus Rumänien stammende EU-Verkehrskommissarin Adina Valean einen Ausbau des Schienennetzes in der EU gefordert und die Bahn zu modernisieren, um sie gegenüber dem PKW und dem Flugzeug konkurrenzfähig zu machen. Die EU hat das Jahr 2021 zum 'Jahr der Schiene' ausgerufen.“