Weithin sichtbar drehte sich das 42 Meter hohe Riesenrad mit dem Überblick auf das Ausstellungsgelände, die Altstadt und Allgäuer Berge. Bis es allerdings soweit war, galt es einige Hürden zu überwinden. Bad Wörishofen und Nördlingen in Bayern sowie Biberach in Baden-Württemberg hatten nämlich ebenfalls Bewerbungen eingereicht. Das Memminger Konzept ging schließlich als Sieger hervor.
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und der damalige Staatssekretär Josef Miller sahen darin eine große Chance für eine zukunftsorientierte städtebauliche Entwicklung. Starke Unterstützung erfuhr die Gartenschau durch die Brüder Hermann und Walter Kutter aus Memmingen, Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes für Garten- und Landschaftspflege bzw. des Bayerischen Baumschulverbandes. Die Kosten für die Landesgartenschau waren mit 27 Millionen Mark veranschlagt, 20 Millionen sollte die Stadt beisteuern, 7 Millionen der Freistaat Bayern. Durch die Wiedervereinigung flossen jedoch die öffentlichen Gelder hauptsächlich in die neuen Bundesländer. Die verfügbaren Mittel des Freistaates und der Kommunen waren deshalb knapp.
Die Landesgartenschau Memmingen in den Medien (eine Auswahl):
- Bayerischer Rundfunk
- Allgäuer Zeitung
- Memminger Kurier
- Die Lokale Memmingen
Erst nachdem Ministerpräsident Dr. Stoiber auf Empfehlung seines damaligen Staatssekretärs Josef Miller eine Vorfestlegung der staatlichen Förderung für Memmingen zugesagt hatte, stimmte der Stadtrat 1994 der Landesgartenschau zu. „Das ist viel Geld, aber ich bin überzeugt, dass jede Mark gut angelegt ist“, betonte Dr. Holzinger bei der Eröffnung.
Mit Jürgen Hindemit, dem Kämmerer der Stadt und Hans-Peter Faas von der Landesgartenschaugesellschaft, übernahmen zwei Profis die Geschäftsführung. Faas wurde anschließend mit der Betreuung von zahlreichen Bundesgartenschauen wie 2005 in München und seine Ehefrau Claudia Knoll mit weiteren Landesgartenschauen, im kommenden Jahr in Lindau betraut. Das Konzept der Memminger Landesgartenschau überzeugte durch Vielfalt und aktive Einbindung der Besucher in das Ausstellungsgeschehen.
Mit über 1,3 Millionen Besucher war Memmingen bundesweit die erfolgreichste unter den sechs Landesgartenschauen im Jahr 2000, vor Kaiserslautern mit einer Million und Singen am Hohentwiel mit 900.000 Besuchern. Die Gartenschau brachte zudem einen hohen Imagegewinn. Gäste, die früher an Memmingen vorbeifuhren, besuchten auch später wiederholt die reizvolle Innenstadt.
Als Gelände für die Gartenschau hatte sich eine 18 Hektar große Industriebrache mit aufgelassener Kläranlage am nördlichen Stadtrand angeboten. Dort befanden sich schon um das Jahr 1900 ein Naherholungsgebiet und eine Gartenwirtschaft mit dem Namen „Klein-Venedig“.
Heute treffen sich auf dem Landesgartenschaugelände Besucher aller Altersklassen. Durch die direkte Anbindung an die Innenstadt ist der Park zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Rollator gut erreichbar. Die Kinder zieht es an die zeitgemäßen Spielplätze. Die Skateranlage und zwei Beachvolleyballplätze sowie die Wasserski-Anlage finden großen Zuspruch bei den Jugendlichen. Die Besucher steigen auf den Aussichtsturm oder treffen sich im Biergarten.
Der Verein „Die Freunde der Landesgartenschau“, mit der ersten Vorsitzenden Claudia Knoll und ihrem Nachfolger Andreas Schales nutzen das Gelände für eine Reihe von Veranstaltungen.
Interessant ist, dass alle Oberbürgermeister von Gartenschaustädten erklären, dass sie die Gartenschau wieder durchführen würden. Neu-Ulm und Würzburg sowie im Jahr 2021 Ingolstadt, richten eine Landesgartenschau bereits zum zweiten Mal aus.
„Das spricht für die Landesgartenschauen. Unsere Generation wird auch daran gemessen, was sie unseren Kindern und Enkelkindern sowie kommenden Generationen hinterlässt. Der Einsatz für die Gartenschau hat sich gelohnt.  Memmingen ist dadurch reicher und lebenswerter geworden. Aus einem Schandfleck wurde ein Juwel!“ bilanziert heute, 20 Jahre später, Josef Miller. 
In seiner Funktion als langjähriges Kabinettsmitglied und Landtagsabgeordneter hatte Miller im März 2013 die Verhandlungen mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer entscheidend vorangebracht, weil erstmals ein konkreter Finanzierungsvorschlag gefunden wurde. Im September 2013 wurde die Finanzierung bei einem Gipfelgespräch in Memmingen bekanntgegeben. Der Spatenstich für die umfassenden Baumaßnahmen erfolgte im März 2018 ebenfalls in Memmingen. Ende 2020 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Josef Miller: „Dann beginnt im Allgäu das elektrische Bahnzeitalter.“
Hauptredner bei der politischen Veranstaltung in Kirchberg war der langjährige Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Er sprach in der Gemeinde im Illertal zum Thema „Was Deutschland in Zukunft braucht“.
Die komplette Rede von Josef Miller können Sie hier lesen oder speichern
Bildunterschriften:
Unsere Bilder zeigen (im Uhrzeigersinn) den früheren Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer im Gespräch mit Staatsminister a. D. Josef Miller. Das Bild entstand ebenso beim Verkehrsgipfel 2013 in Memmingen wie die beiden folgenden Fotos. Das Foto oben rechts zeigt (von links) den damaligen Landtagskandidaten Klaus Holetschek, den Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke, Peter Ramsauer, den damaligen Memminger CSU-Kreisvorsitzenden Christoph Baur, Josef Miller, den damaligen CDU-Landtagsabgeordneten Paul Locherer sowie Josef Rief. Das Bild unten links zeigt von links die damaligen baden-württembergischen Vertreter in ihren Funktionen von einst beziehungsweise heute: Wangens Oberbürgermeister Michael Lang, Paul Locherer, Josef Rief, Peter Ramsauer, Kißleggs 2. Bürgermeister Dr. Friedrich Rockhoff sowie Leutkirchs OB Hans-Jörg Henle. Das Foto unten rechts entstand bei der Veranstaltung in Kirchberg und zeigt Josef Miller im Gespräch mit Volker Kauder Foto: Wiest (3) + privat
So steht es geschrieben auf der Urkunde, die jetzt an den Memminger Staatsminister a.D. Josef Miller bei einem Festakt in Augsburg überreicht wurde. Die Stadt Augsburg verleiht die Verdienstmedaille „Für Augsburg“ seit 1993 einmal im Jahr.
Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl dankte Miller mit dieser Anerkennung für das große Engagement, das Miller zuletzt als Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesstiftung zugunsten von kulturellen und sozialen Projekten in Augsburg geleistet hatte. Seit dem Jahr 2009 seien mehrere Millionen Euro an Fördermitteln aus der Landesstiftung für kulturelle, aber auch soziale Projekte nach Augsburg geflossen. Als Beispiele nannte Augsburgs Stadtchef die Generalsanierung des Kongress am Park, des Staatstheaters, den Umbau des ehemaligen Postgebäudes zum Leopold-Mozart-Zentrum sowie der bevorstehenden Synagoge in Augsburg.
Während seiner aktiven politischen Zeit, in der Miller von 1998 bis 2008 Bayerischer Landwirtschaftsminister war, trieb Miller weitere Anliegen der Stadt Augsburg voran. Genannt seien etwa der erfolgreiche Einsatz bei der Ansiedlung der Carbonforschung mit den Fraunhofer-Instituten. Einen maßgeblichen Beitrag leistete der „Ehrenbürger der Stadt Memmingen“ darüber hinaus beim Ausbau des „Technologie-Netzwerkes Bayerisch-Schwaben für Ressourceneffizienz und Heath Car Management“ als gemeinsamen Auftrag an die Universität und der Hochschule in Augsburg.
Bildunterschrift: Die Stadt Augsburg hat dem Memminger Staatsminister a.D. und früheren Bayerischen Landwirtschaftsminister, Josef Miller, die kommunale „Verdienstmedaille Für Augsburg“ verliehen. Auf unserem Bild nehmen die Oberbürgermeister aus Augsburg, Dr. Kurt Gribl (rechts) und Memmingen, Manfred Schilder (links) den Geehrten in die Mitte. Foto: Johannes Wiest
„Die Bayerische Landesstiftung ist eine wichtige Säule der Förderung von kulturellem und sozialem Engagement in Bayern. Die Preise der Stiftung sollen den Blick auf Menschen lenken, die sich mit Herzblut aktiv einbringen und dafür sorgen, dass unsere Heimat lebenswert bleibt. Die Preisträger sind ein leuchtendes Vorbild für alle Bürgerinnen und Bürger“, sagte Albert Füracker und ergänzte: „Die unverzichtbare Bereitschaft für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen sowie die Bereitschaft zu Eigenverantwortlichkeit und Eigeninitiative ist ein wertvoller Baustein unseres Gemeinwesens und soll gefördert werden“.
Der scheidende Vorsitzende der Landesstiftung, der Memminger Staatsminister a.D. Josef Miller sagte: „Ich gratuliere allen Preisträgern sehr herzlich und wünsche jedem von Ihnen, dass er sich nach der Preisvergabe so fühlen möge, wie einst der bereits verstorbene, großartige Kabarettist Dieter Hildebrandt. Er sagte seinerzeit nach einer Auszeichnung zu einem Journalisten: 'Wie soll man sich nach einer Preisverleihung schon fühlen? Ausgezeichnet!'“
Seit 1980 zeichnet die Landesstiftung hervorragende Leistungen auf kulturellem und sozialem Gebiet aus – die Preise sind je Sparte mit 30.000 Euro dotiert. Seit ihrer Gründung 1972 stellte die Stiftung Zuschüsse für mehr als 12.000 Projekte mit einer Gesamtsumme von über 665 Millionen Euro zur Verfügung.
2019 wurden geehrt:
Kulturpreis:
- Prof. Dr. Alois Schmid, Historiker
- Veronika Eberle, Geigerin
- Senta Berger, Schauspielerin
Sozialpreis:
- Sozialgenossenschaft W.I.R. Wohnen Inklusiv Regensburg eG
- Ökumenische Beratungsstelle für Wohnraumerhalt im Landkreis Neu-Ulm
- Smartphone-App „PlayOff“ der Landesstelle für Glücksspielsucht Bayern
Umweltpreis:
- Schenker Industrie- und Städtereinigungs- GmbH für die hochwertige Wiederverwertung von Kunststoffen
- Landschaftspflegeverband Weidenberg & Umgebung e.V. für die Streuobstinitiative Apfel-Grips
- UmweltBank AG, Nürnberg
„Alles hat seine Zeit, es waren fünf sehr schöne Jahre an der Spitze der Landesstiftung, die es ermöglicht, sehr viel Gutes zu bewirken“, sagte Miller unter anderem in dem Gespräch.
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„Die Pflegeorganisationen schließen die Lücken zwischen der Betreuung durch die Sozialstation und der Unterbringung in einem Pflegeheim“, sagte Josef Miller und unterstrich: „Ich bin mir sicher, dass das Geld gut angelegt ist“, sagte Miller.
Pflegebedürftige können dank der Einrichtung die Nacht und das Wochenende in ihrer gewohnten Umgebung verbringen „und so ihren Lebensmittelpunkt weiterhin im eigenen Zuhause beibehalten“, sagte Miller und fügte hinzu: „In der Tagespflege wird ein strukturierter Tagesablauf angeboten und den neuen Anforderungen der Pflegebedürftigen Rechnung getragen. Für die Angehörigen bedeutet dies eine große Entlastung und eine bessere Vereinbarung von Familie, Beruf und Pflege.“
Josef Millers ganze Rede lesen
Bildunterschrift: In Memmingen ist die Begegnungsstätte „St. Antonius eröffnet worden. Unser Bild zeigt Josef Miller im Gespräch mit Alexander Hahner, Wolfgang Dorn (Baufirma Hebel) und Peter Reisacher vom gleichnamigen Autohaus – Reisacher ist Vorstandsmitglied des Caritasverbandes.
Dr. Hermann Haisch hat den Landkreis Unterallgäu wesentlich vorangebracht. Der rein agrarisch geprägte Landkreis ist ein starker Agrarstandort geblieben und ein moderner Wirtschaftsstandort geworden, der mit seinen Beschäftigungszahlen an der Spitze der Bundesrepublik Deutschland steht.
Ich habe sehr eng mit ihm zusammengearbeitet und einen guten Freund verloren. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau Carla und seinen Kindern Andreas, Tobias und Maxi. Bildquelle: Memminger Zeitung vom 15. November 2019
Josef Miller
Staatsminister a.D. Josef Miller war erneut einer der Ehrengäste beim „Festival der Nationen“ in Bad Wörishofen. Miller, Vorsitzender des Fördervereins „Musik für Nationen e.V.“, zeigte sich einmal mehr begeistert davon, „wie Kinder in das Klassik-Festival mit eingebunden werden – das war erneut großartig“. Die jungen Musikbegeisterten sind sowohl im Orchester als auch im Publikum mit dabei.
Einen Tag vor dem offiziellen Start des Festivals gab das Festivalorchester 2019 ein eigenes Konzert für Schulklassen aus Schwaben. Auf dem Programm stand eine kleine Reise durch die Orchestermusik.
Programm 2019
Programm 2020
Nach der Landung in Berlin fuhr ich im Taxi direkt zum Schöneberger Rathaus. Anhänger der Rot-Grünen Regierung in Westberlin pfiffen den Kanzler, der kurz vor mir eingetroffen war, gnadenlos aus. Ich ging an einem Rednerpult mit so vielen Radio- und Fernsehmikrophonen vorbei, wie ich sie zuvor und nachher in meinem Leben nicht mehr gesehen habe.
Ich hatte noch eine Stunde Zeit bis zum Beginn unserer Sitzung und fragte, ob ich in den Saal im ersten Stock gehen könne, in dem sich der Bundeskanzler inzwischen befand. In dem Moment kam Kohl in Begleitung mehrerer Minister und umringt von Journalisten und Kameraleuten aus dem Saal zurück, um zu der Kundgebung vor dem Schöneberger Rauthaus zu gehen. Da zog mich jemand am Ärmel zu sich: „Josef geh mit! Heute erlebst du einen historischen Tag!“ Es war der damalige Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ignaz Kiechle, aus Kempten. Mit Kichle, Rupert Scholz (von 1988 bis 1989 Bundesminister der Verteidigung) sowie Regierungssprecher Jonny Klein stand ich hinter dem Rednerpult. Finanzminister Dr. Theo Waigel stand vorne rechts neben dem Bundeskanzler.
Vor mehr als 20.000 Teilnehmern sprachen Berlins regierender Bürgermeister Walter Momper (mit dem roten Schal), Hans Dietrich Genscher, der damalige Außenminister, Willy Brandt und Helmut Kohl. Während der Rede von Außenminister Genscher, schob ihm Momper einen Zettel mit Neuigkeiten zu und Genscher verkündete, dass am nächsten Tag weitere Straßenübergänge geöffnet würden. Daraufhin fielen sich zahlreiche Ost- und Westberliner um den Hals, lachend und weinend vor Freude. Als am Ende der Reden spontan die Nationalhymne gesungen wurde, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Ich konnte vor Ergriffenheit am Anfang gar nicht mitsingen.
Unsere Sitzung begann verspätet. Wir waren alle von den Ereignissen so beeindruckt, dass wir die Sitzung nach 20 Minuten beendeten. Zusammen mit Abgeordneten anderer Bundesländer ging ich zu Fuß zum Brandenburger Tor. Auf den Gehsteigen waren eilig Getränkestände aufgebaut worden und überall herrschte Feierstimmung. Die Trabbis fuhren durch das Brandenburger Tor, meist vollbesetzt, häufig mit Kindern. „Wir sind los, um zu sehen, ob das, was wir in den Nachrichten im Radio und Fernsehen hören, auch stimmt“, sagten die Insassen.
Das Brandenburger Tor und die Mauer waren mit riesigen Scheinwerfern hell angeleuchtet. Es herrschte emsiges Treiben durch die „Mauerspechte“. So wurden später die Menschen genannt, die mit Hämmern Beton oder Putz aus der Mauer schlugen. An anderen Stellen halfen sich die Menschen auf die Mauer zu klettern.
Nachts um 3 Uhr fuhr ich mit dem Taxi zurück ins Hotel und sagte dem Fahrer, dass ich morgen früh um 8 Uhr am Flughafen sein müsste. Worauf er antwortete: „Morgen ist in Berlin die Hölle los. Es ist Samstag und die Ostberliner werden in Scharen nach Westberlin kommen“. Deshalb beschloss ich, bereits um 6 Uhr zum Flughafen zu fahren, um meinen Flieger nicht zu versäumen. In der Dunkelheit sah ich immer wieder Menschenansammlungen vor Gebäuden. Es waren DDR-Bürger, die schon so früh auf die Abholung des Begrüßungsgeldes warteten. Noch in der gleichen Nacht hatte Bürgermeister Momper die Auszahlung eines Begrüßungsgeldes an DDR-Bürger durch Banken und Sparkassen angekündigt. An manchen Bankfilialen sollen bis zu 1000 Menschen gestanden haben.
Im Flugzeug nach München ließ ich das Erlebte noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen. Eines ist mir klar geworden: Menschen, die nie die Mauer mit den Minenfeldern und die Befestigungsanlagen an den Grenzen gesehen haben, können nicht nachvollziehen, was sich in jenen Tagen in Berlin ereignet hat. Umso betroffener stimmt mich, dass 30 Jahre nach dem Mauerfall die Menschen in den neuen Bundesländern, die sich zu DDR-Zeiten so sehr nach Freiheit und Demokratie gesehnt hatten, inzwischen nur noch zu knapp einer Hälfte von ihrem Recht auf freie Wahlen Gebrauch machen.
Memmingen/Paris.
Am 26. September verstarb der langjährige französische Staatspräsident (1995 – 2007) Jacques Chirac im Alter von 86 Jahren in Paris.
Staatsminister a.D. Josef Miller erinnert sich im Rückblick an ein kurzes Gespräch mit Chirac, zu dem es bei Millers Besuch am 24./25. Februar 2006 in Paris bei einer Fachmesse kam. Ein Treffen, bei der sich eine humorvolle Geschichte zutrug, in der eine Kuh aus Frickenhausen die Hauptrolle spielte.
Rückblick:
Der Bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller erhielt seinerzeit über die französische Botschaft eine Einladung des französischen Landwirtschaftsministers Dominic Bessero zu einem Abendessen nach Paris. Anlass war die Eröffnung der internationalen Agrar- und Ernährungsmesse SIA. Am Abend fand ein Essen des französischen Landwirtschaftsministers mit Kolleginnen und Kollegen aus 20 Ländern statt.
Minister Miller bat seine Mitarbeiter über die Botschaft beim französischen Kollegen vorstellig zu werden und um einen anderen Termin nachzusuchen, bei dem Minister Bessero Zeit für ihn hätte. Der französische Minister antwortete, dass er eineinhalb Stunden vor dem Essen für ein Treffen mit dem Bayerischen Landwirtschaftsminister vorgesehen habe.
Josef Miller nahm daraufhin die Einladung an zu diesem Essen an. Dabei konnte er mit dem Schweizer Landwirtschaftsminister Leuenberger, der auch Verkehrsminister war, über die Elektrifizierung der Eisenbahnlinie Lindau-Geltendorf sprechen, die von der Schweiz mitfinanziert wurde.
Der französische Landwirtschaftsminister lud Josef Miller zum Rundgang bei der Eröffnung der Messe am nächsten Morgen mit Staatspräsident Jacques Chirac ein.
Miller wurde Chirac vorgestellt und er konnte kurz mit ihm sprechen. Minister Bessero sagte, dass bei diesem Rundgang auf den Staatspräsidenten auch besonders deshalb geschaut werde, um zu erfahren, wie viele Schnäpse das französische Staatsoberhaupt trinkt, um daraus Chiracs aktuellen Gesundheitszustand abzuleiten.
Miller ergänzte, dass bei der Fachmesse „Grüne Woche“ in Berlin diese Aufgabe dem ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Freiherr Constantin von Heeremann, zufiele. Auch bei ihm werde von der Zahl der getrunkenen Schnäpse auf den Gesundheitszustand geschlossen.
Nach geraumer Zeit verließ Josef Miller die Eröffnungsrunde, um die Rückkehr nach München anzutreten. Bei einem Gang durch die Messehalle lief von hinten eine Kuh am Minister vorbei, der diese mit gekonntem Griff fasste und zum Stehen brachte. Zahlreiche Messebesucher wurden Zeugen dieses Vorfalls, darunter auch Journalisten, die anmerkten, dass die Mitarbeiter des österreichischen Messestandes gegenüber bereits in Deckung gegangen wären, um sich vor der Kuh zu schützen.
Später berichteten Medien, dass die Kuh auf Chirac zugelaufen sei und Miller eine Attacke verhindert habe.
Josef Miller erinnert sich: „Das stimmt aber nicht – das war frei erfunden!“
Richtig ist: Josef Miller musterte die Kuh und stellte fest, dass es sich um ein Prachtexemplar der Braunviehrasse handelt, die im Allgäu zuhause ist. Er ließ deshalb nachfragen, woher die Kuh stammt und erhielt die Antwort: „Von Landwirt Johann Bögle aus der Unterallgäuer Gemeinde Frickenhausen.“ Worauf Miller, den Journalisten zugewandt, mit einem Augenzwinkern erwiderte: „Das Fangen der Kuh war keine heroische Tat, sondern der Nachweis, dass in Bayern selbst die Kühe den Landwirtschaftsminister kennen.“
Miller weiter: „Ich denke, die Kuh befand sich einfach in einer misslichen Situation auf einer Exportmesse und befürchtete wohl, dass sie ihr künftiges Leben in Afrika oder in Südamerika fristen muss. Sie ist mir womöglich in der Hoffnung nachgelaufen, dass ich sie davor bewahre und mit nach Hause nehme!“
Das war – zum Pech der Kuh aus Frickenhausen – aber leider nicht möglich.













